[- Gott soll in die Verfassung? Wer, wenn nicht er? Oder wie?
|
|
By AstridBenzer, Section question corner Posted on Mon Jun 23rd, 2003 at 07:30:44 PM EURODISCORDIA TIME
|
Neulich stolperte ich über einen Flugzettel des Zentralrats der Europäischen Heiden! Da neuerdings auch in Europa Bestrebungen aufkommen, Gott in der Verfassung zu verankern so wie in den USA, fordert der Zentralrat nun: wenn schon Gott in die Verfassung muss - und dies ist ja nur der christliche Gott - dann müssen auch Götter und Göttinnen in die Verfassung.
Ich hab den gesamten Text des Flugzettels abgetipselt und ihn hier geposted, weil ich finde, dass er sehr viele interessante Aspekte in sich birgt, die man bei der ganzen Diskussion nicht außer Acht lassen sollte. Weiter geht's also mit dem Flugzettel-Text >>>>>
|
[ --------------------------------------------- ]
Der Text vom Flugzettel des Zentralrats der Europäischen Heiden:
Göttinnen und Götter in die Verfassung!
Mit Abscheu und Besorgnis nehmen wir zur Kenntnis, dass konservative Kräfte neuerdings immer dreister die Forderung erheben, "Gott in der Verfassung zu verankern". Damit meinen sie den Gott des Christentums. Dessen Grundgesetzwerdung wird sowohl auf nationaler Ebene wie auf transnationaler EU-Ebene betrieben.
Unter massiver Verzerrung der geschichtlichen Tatsachen behaupten die christlichen Konservativen, dass Europa ein im wesentlichen christlicher Kontinent wäre und dass man insbesondere die Demokratie dem christlichen Erbe
zu verdanken hätte.
Demgegenüber möchten wir festhalten, dass in weiten Teilen Europas, lange bevor diese vorderasiatische Hirtenreligion sich breit (und vieles andere kaputt) gemacht hat, über viele Jahrhunderte hinweg eine heidnische Hochkultur bestand. Und es war das Erbe dieser heidnischen Hochkultur, welches die Europäerinnen und Europäer in der Neuzeit zur Errichtung demokratischer Gesellschaften inspirierte. Vor dem Parlament in Österreich steht schliesslich die
heidnische Göttin Pallas Athene!
Es darf auch nicht vergessen werden, dass die Errichtung demokratischer Ordnungen oft nur gegen den massiven Widerstand der christlichen Kräfte erkämpft werden konnte; wenn andererseits in Europa faschistische Diktaturen errichtet wurden, so waren es sehr oft christlich-faschistische Diktaturen (siehe Spanien, Portugal, Kroatien, Österreich).
Falls der christliche Gott Verfassungsrang bekommen sollte, so ist abzusehen, dass dies nicht ohne Folgen bleiben kann: Dort, wo dieser Gott solche Ehren zugestanden bekommt, gibt es für die Menschen nicht selten wieder die Todesstrafe (siehe z. B. USA); und die in den meisten Staaten Europas erkämpften liberalen Abtreibungsgesetze werden unter diesem Moloch auch nicht lange Bestand haben.
Vor diesem Hintergrund sehen wir uns veranlasst, die folgenden Forderungen zu erheben: Wenn überhaupt etwas Göttliches in die Verfassung muss (denn vielleicht sind nicht alle Gottheiten so gierig auf amtliche Titel wie der Gott der Christen) - dann bitte:
Göttinnen und Götter in die Verfassung!
Für Gottheiten jedweden Geschlechts und jeglicher sexueller Orientierung!
Gegen den Monopol-Anspruch der Monotheisten auf religiöse Gefühle und deren Verletzbarkeit!
Gegen die Diskriminierung derjenigen, denen mehr als nur 1 Ding heilig ist!
Für eine verzauberte Welt! |
[ --------------------------------------------- ]
|
|